What do you see? Über die Nahbarkeit von Lust und die Durchlässigkeit von Konvention.

11 September 2023

Liebe wird oft als verbindendes Moment, als Teilhabe und vereinbarendes Konstrukt, häufig in Anlehnung an unsere westlichen Begriffe von Familie und Partnerschaft, verstanden. Als eine persönliche und intime Vorgehensweise entsagt sie jeglicher Objektlust, die mit ihr verbunden werden könnte und ist frei in allen Spielweisen, die aus ihr gezogen werden. In ihren verschiedenen Varianten tritt sie zumeist als besondere und existenzielle Bestimmtheit in Erscheinung. Als erotische Enklave ist sie Verifikation von sexuellen Leidenschaften und ihren Attributen und erfährt dabei aktuell großen Zuspruch. Aus ihr entwickeln sich Prozesse der Auflösung vergangener Ansätze ihrer Bildhaftigkeit, Besonders in den aktuellen Diskursen über Vielfältigkeit, offene Beziehungen und in den Themen, die in aktivistischen Bewegungen zurzeit heftig diskutiert werden. Liebende positionieren sich dabei aktiv gegen heteronormative Schablonen und erschaffen neue Räume und Paradigmen von Liebesfähigkeit Sexueller Anziehung und ihren Anspielungen. Diese Diskurse sind entscheidend und eminent wichtig, um die großen historischen Lücken zu schließen, die Betrachtung und Wahrnehmung sexuellen Verlangens beschreiben.

In diesen zentralen Leerraum schließt Salome von Berlin eine noch offene Position und gibt eine sehr persönliche Antwort auf diese Fragen, indem sie feministische activity und den Angriff auf einen selbstimmanenten Liebesbeweis, – die Befreiung als Modus und dem Spektakel als Lustgewinn in ihrer Performance verkörpert. Mit dieser Zusammenstellung bringt sie zwei entscheidende Topoi in die nahe Betrachtungsweise über Liebe und Sachlichkeit: Nämlich die Frage:

Wie schaffe ich es, freie Liebe kongenial in die Atmosphäre zu absorbieren und auf alle Wesen zu versprühen, ohne die Grenzen der Anderen zu verletzen?

Ist die Durchsichtigkeit eines Liebesbeweises die empathische Grenze zum Akt der Lust?

What do you see?

 

Als Kunstfigur trat Salome erstmals mit der multimedialen techno-industrial-Oper SALOMÉ auf, die die Geschichte der Geburt einer Superfrau erzählt. Darin spannt sie musikalisch wie dramaturgisch einen Bogen von Selbstaufopferung bis zur Manifestation ihrer eigenen Macht. Für sie steht fest, dass alle Energie erotische Energie ist und dass wir ein Bündnis mit unserem Begehren schließen müssen, um die Welt und ihre Menschen auf den richtigen Weg zu bringen. Es braucht Empathie mit den Genitalien, gerade auch in den Künsten! Daraus ergibt sich ihr Leitmotiv:

„Salomé wurde in diese Welt geboren, um ihr die Gefühle zurückzugeben, die Männer zu heilen und die weibliche Kraft zu manifestieren. Salomé wurde in diese Welt gerufen, um Empfindungsfähigkeit wiederherzustellen.“

 

Den persönlichen Bezug zieht Salome zu der wichtigen Aufgabe der Awareness, ihrer Queerness und zu den subkulturell gelesenen Images in ihren urbanen Kostümdesigns als urbane Fashion-Culture.  Beyond Boundaries tauchen diese Vorstellungen von Freiheitsaffinen Fashionstatements in einen individuell betrachteten Kontext der Themen Durchsichtigkeit, Lust, Empfindung und urbane Wahrnehmung. Die Durchsichtigkeit der Kostüme, die Sichtbarkeit der Nippel geben einen Anstoß für die diskursive und intime Betrachtung von Nähe, Distanz, Lust und Ekstase. Wie ist die Durchlässigkeit von Nahbarkeit und authentischem Liebesbeweis erfahrbar? Was sehen wir, wenn wir wenig – oder nichts sehen?

What do you see?

Foto: Salome von Berlin

 

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