Lydia Balke     Excuse me. Or not. 

2019    – limited edition

 

Wenn Kreaturen und Wölfe in wilder Nähe mit Füchsen zusammentreffen und die harten Wildgeweihe den Menschen ungerührt erkennen, öffnen sich abseitige Welten – smarte Spiegelungen von Abwesenheit, durchzogen von klirrenden Formen frostiger Arroganz. Wir sehen darin Akteur*innen, deren kalter Blick durch graue Landschaften und dunkle Wälder schweift, so schonungslos und zugleich fein, wie es nur die Wahrheit sein kann.

Diesen direkten Zugang ins Drastische, das rohe Gefühl im Blick – ist Segment, in Andeutungen gedacht, aber in reale Orte gemalt. Lydia Balkes Bilder in Öl steigen damit in die Grundthemen Dunkelheit, Leid, defekte Übereinkünfte ein. durch die stillen Details realistischer Vorstellungen von Tauben, Mäusen und Frauen mit Schlachtmessern, zeigen die Bilder lebensnahe Episoden – als Merkmale von Düsternis, Drastik und Gefangenheit. So erzählen Lydia Balkes Bilder zwar vordergründig die Geschichten der Not, der Missgunst, der Einsamkeit, zeigen aber vor allem die Verletzlichkeit  – der Tiere und der Menschen und der Welt, die ein Teil von uns ist. Sie zeigen dies so eindringlich, dass man den Tanz der Kreaturen auf Messers Schneide und in den Knochen fühlt.

Die Werke stellen uns vor die Entscheidung: Entweder dem Pfad der Undurchdringlichkeit zu folgen oder den Ausdruck eines abseitigen menschlichen Argwohns im Verstehen aufzulösen – an der Schwelle zur Hoffnung. Es ist, als erschafften sie eine Welt, die unserem Auge als reale nicht gegenwärtig ist, die jedoch als Empfindung realer Begebenheiten unmittelbar und präzise ihre schmerzhafte Wirkung entfalten kann.

Lydia Balkes Auseinandersetzung mit diesen Seinsweisen und Wesenheiten wirkt wie die Begegnung mit echten Emotionen – Schattenseiten, die dem Rätsel der Verständigung vorausgehen. Die wahren Akteurinnen scheinen in einem Strudel aus Unachtsamkeit und widersprüchlichen Vorstellungen zu treiben, die, ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt, eine klare Lösung im Endlichen erschweren und zugleich gefährlich sein können. Die Malerin verwendet dabei eine sprache der Skurrilität,  – die Düsternis als Mechanismus einer realistischen Phantasie, als gespiegelten Moment. Die dargestellten Images zeigen uns demnach einen vielschichtigen Zugang in die Momente, die neben der Tragik, Dynamiken von Verletzung und Abwehr offenbaren. Und auch das Absurde hat Verbindungen zu diesen Welten. Der blumige Kohl wird zu einem Geburtstagskuchen verziert, bildlich, sprachlich, als Moment makabrer Vagheit. Sie zeigt die finsteren Vorgänge darin, deren unbedingte Vorstellbarkeit in prägnanten und kurzweiligen Sequenzen, auch die Episoden traumhafter Gedichte und Lyrik beschreiben. Das Nirgendwo wird kennzeichnend für den ruhenden Ort zwischen Dispositionen von psychischen Vorkommnissen in eine Zwischenwelt, die Dunkelheit beheimatet und der Phantasie einen Weg ins Abgründige vorschlägt. ʽViel zu weit ist es im Hinterland. Hinter mindestens zwei Häfen. Im Nirgendwo.ʼ  Es blitzen die einzelnen, vagen Verlockungen des Lebens darin auf.

Das Buch „Excuse me. Or not.“ ist überdies ein weiteres Feature. Eine Publikation mit Abbildungen einiger ihrer Werke und Gedichte,  in kleiner limitierter Edition. Ein großer Teil der Arbeiten in diesem Buch ist poetisch. Poems und Lyrics.  Sie supplementieren die Bestimmtheit und Wirklichkeit der realistischen Abbildungen, und haben die Drastik in der Weise minimiert, dass sie hervorlugt, und doch eigentlich verschwindet im Sog des Poetischen. Jedes Lied, jeder Song ein Hit.                                                                                                                                                                           

Die Limitierte Auflage hat 218 Seiten und beinhaltet Prints ausgewählter Malerei, Gedichte und Objekte.

 

Share with

Schreibe einen Kommentar

Start typing and press Enter to search