#4 Secrets teil 1

Sie standen so da, bemüht stählern, letztendlich abgedroschen, … liefen sie nebeneinander in Gruppen, wir auch … in Gruppen. Es einte sie wohl der Hass. Sie würden widersprechen. Es war die Liebe, sagen sie. Es ist Liebe – ja wirklich… das sei die einzige Wahrheit, man sieht es ihnen gar nicht an, aber, wenn die Nacht einbricht, erkennt man nur ihre Schatten im Licht der Straßen, und …. tagsüber…. sind sie in ihrem Aussehen überordentlich. Sie schätzen das kühle Bier und trinken den schweren Wein. Und es geht um Liebe. Nichts scheint so zu leuchten, wie es ist.

Der beste Teil der Stadt war das Speiselager. Ein großer, zugiger Saal, säuberlich gehalten… die Speisen sind gut und üppig, man verzehrt mächtige Mengen groben Fleisches mit Salz und Kisten mit Mehlspeisen, die kastenförmige Backeinrichtungen sind. Man ernährt sich mannigfaltig und kurzweilig. Die Feuchtspeisen dampfen aus den Zubern und die Räucherlachse dampfen aus den Kesseln. Die Brot- und Leibspeisen verbreiten ihre wohlen Gerüche, leuchtend und durchdrungen aus einem traurigen, öden Winter gehen sie in den warmen, leuchtenden Frühling.

Am folgenden Tag löste sich die Versammlung auf und man verlegte die Absprache in andere Säle der Stadt.

Mnemosyne tauchte auf und aktivierte ihre Erinnerung, die Stadt versank im Chaos.

Es wurde geschwelgt in üppigen Festmahlen und unbegrenzten Möglichkeiten in Hülle und Fülle.

Außen und innerhalb der Stadt bewegten sich die Ströme. Manchmal fanden sie ihren Weg von draußen in das Innere und mündeten ihre Münder in die grasbewachsenen Moosflächen der Flussufer der alten Städte.

Ihre grundstrukturierte Vereinzelung bahnte sich fluide Wege mit synaptischen Knoten.

Innerhalb dieses Konvents, eine Ansammlung und Schar. Die Speisen scheinen zu wallen, die Schänken und Gastsäle sich zu bereiten. Ein brillantes Feuerwerk mit bengalischen Lichtern um die Speisetische herum. Ein anmutendes wie beschauliches Schauspiel. Das Risotto duftet und schwelgt im Kübel, Fischrogen und Forellenfleisch dörren in mächtigen Kesseln. Der Sud treibt den Spargelkohl und das geselchte Fleisch. Die Früchte leuchten hie und da im Alabastergrün und Weiß und feuchten Rot. Die Apfelsinen und das Kernobst, der Zimtapfel funkeln im Mondschein.

Mnemosyne ist das Gedächtnis der Stadt. Sie reist zwischen den Zeiten und holt die Vorstellungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hervor. Ihre Gefährten rauschen durch die Städte der Welt und erleben die Abenteuer von Hochbahnen, der Technik, gegründeten Matrizen, in rauschenden Festen und Versammlungen schönsten Tanzes.

Das Bildnis erstreckte sich zu einem weiten Teil über die Stadt hinaus. In die Felder und Landschaften der Bergwelten, außerhalb von großen Städten und Vernetzungen zeitgleicher Übereinkünfte der Individuen und deren Spiele.

Sie bestiegen Berge, außerhalb der Städte, doch sie sahen die Verbindung einzelner synaptischer Zusammenhänge konkret und direkt. Zirkulation verschiedener, seilähnlicher Konstruktionen, innerhalb Sphären paradigmatischer Vereinzelung und apodiktischer Fügung. Ein Einzelner lebte sich aus, der Wanderer. Er sog, soeben oben angekommen, Luft und Fanale des Ganzen in sich. So erstarb Erübrigtes mehr und mehr. Er blies sich auf, zur Sonnenmacht – die Implosion ließ nicht lange auf sich warten. Die Vereinzelung des Einsamen ging eine unheilige Allianz mit den Geräderten und Tagelöhnern, den schuldigen Subjekten und den Existenziellen und Gehorsamen ein. Dadurch besprach man die Stille. Sie offenbarte das Leid der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Zusammengefügt konnte man sagen: Man einigte sich auf Vereinzelung. Es bedurfte keiner Widerrede, man stimmte der Einsamkeit zu und genoss dies Fest der inneren Abkehr.

In einer wabenförmigen Struktur entstanden die Landschaften der Mnemosyne. Sie blitzten feurig und grell und erhoben die hohen Türme und Hochbauten der Stadt gen Himmel. „Wir sollten uns weiterhin darauf vorbereiten”,  hörte man es aus den Gassen zischen.

Ein bestimmter Anspruch, in sich selbst – die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft -, dies sollte zum Maßstab gemacht werden. Unterdessen Stille.

Induktive  Informationen sollten im Nachhinein den Behörden zur Verfügung gestellt werden  –     das Freie wäre sich selbst verpflichtet, so beschrieben die meisten das Ansinnen.

Eine gutbetuchte Botin raunte in die Menge:

„Die Vernetzung sind wir, synaptische Knotenpunkte, wir holen uns die Bahnen.”

In allen Gassen, Städten und Bauten. Die Synapsen sangen und tanzten durch die Stadt.

Die Waben erloschen und es entstanden große Türme, aufbrausende Miniaturen, Gewächse und klare Bilder, die Welt stand still. Nichts war, wie es ist.

Der existenzielle Lauf der Erinnerungen holte die Zeit zurück und gab den neuen Bildern Stoff.

Der wird genäht und beschrieben, er wird gesungen und getanzt.

Neuerdings setzen wir uns mit den Einsamen auseinander.

Mnemosyne, eine alte Göttin, steht für das Erinnern an alte Zeiten und für das Gedächtnis, in dem  alle Schriften, alle hörbaren und mechanischen, mannigfaltigen und vereinzelten, großen und kleinen Vorstellungen von Welten und fühlbaren Gedanken sich vereinen. Sie ist dafür zuständig, zu erinnern und das Vergessen nicht zu groß werden zu lassen.  Sie schaufelt mit Schaufeln die Erinnerungen in die Städte. Sie baut und inszeniert die Orte der alten Erzählungen. Dadurch erschafft sie eine Matrix aus Spinnennetzen, die sich über die Städte weben und Plasma-Bildschirme  auf Hochhäusern und Laufbändern formen. Es wird durch sie der Baustoff der Städte gemauert und zementet.

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